Unstrut-Hainich. Was hat Rosinenbrot mit dem Glauben an Gott zu tun. Ein Pfarrer aus dem Unstrut-Hainich-Kreis geht der Frage nach.

Ich habe vor ein paar Wochen ein Osterbrot gebacken. Ganz herzhaft mit etwas Süße, um es nach dem Gottesdienst am sehr frühen Ostermorgen gemeinsam mit anderen zu verspeisen. Ich hatte aus verschiedenen Gründen schon seit Jahren keins mehr gebacken; und als ich die Zutaten zusammenstellte, wurde mir etwas mulmig. In den Teig gehören auch Rosinen. Rosinen sind immer so ein Risiko im Gebäck. Einige mögen sie, aber nicht selten werden sie entfernt, weil sie schwer im Magen liegen oder man sie einfach nicht mag.

Philipp Förter ist Pfarrer in St. Anna in Lengenfeld unterm Stein.
Philipp Förter ist Pfarrer in St. Anna in Lengenfeld unterm Stein. © Archiv | Claudia Bachmann

Um die Trockenheit der Rosinen zu umgehen, haben mir meine Eltern schon beigebracht, dass man sie am besten zuvor einlegt – bei uns war es normalerweise Rum. Und so fand sich ein Glas eingelegter Rosinen eigentlich immer in der Speisekammer.

Jesus spricht in einem seiner vielen Gleichnisse von Gott auch vom Weinstock und den Reben. Wenn die Reben sich selbstständig machen und den Weinstock verlassen, dann vertrocknen sie. Bleiben sie aber am Weinstock, dann reifen sie und werden groß und fruchtig. Das ist wohl jedem schnell einsichtig. Hier endet aber das Bild aus der Bibel. Was nach der Ernte mit den Weinreben passiert, ist kein Teil der Rede. Vermutlich war allen klar, dass daraus ein guter Wein werden soll. Wir nutzen heute die getrockneten Weinbeeren auch aufgrund ihres süßen Geschmacks, der in ihnen enthalten ist. Ihr Gutes haben diese Früchte also nicht verloren, sodass sie es ins Müsli, Studentenfutter oder sogar zu besonderen Süßigkeiten wie Rosinenbrötchen gebracht haben. Für andere Menschen braucht es etwas Flüssigkeit, um die Rosinen besser genießbar zu machen, also Wasser, Fruchtsäfte oder ein alkoholisches Getränk, wie bei mir zu Hause.

Es lohnt sich mit diesem Bild aus meinem Haushalt noch einmal den Bibeltext zu lesen und ihn weiterzudenken. Was vielleicht mal eine dicke und reiche Frucht war, ist im Laufe der Zeit etwas schrumpelig geworden und ausgedörrt. Doch die Süße des Glaubens ist noch vorhanden. Manche Erfahrungen mit der Kirche oder mit dem persönlichen Glauben von einzelnen Menschen können uns schwer im Magen liegen und was einige mögen, kann für andere ungenießbar sein. Ähnlich wie im Haushalt auch ist es dann vielleicht die richtige Reaktion, nochmal etwas an die Rosinen unserer Glaubenserfahrung zu geben und zu schauen, ob diese dann nicht viel schmackhafter werden. Dazu möchte ich sie an diesem Sonntag einladen.

Philipp Förter ist katholischer Pfarrer im Pfarramt „St. Anna“, Lengenfeld unterm Stein

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